Kastration

Unser Rüde wird erwachsen und jagt ständig läufigen Hündinnen hinterher?

Ihr möchtet das Beste für Eure Hündin und wollt durch eine Kastration das Krebsrisiko senken?

Viele von Euch haben sich sicherlich schon einmal mit der Frage der Kastration Eures Vierbeiners beschäftigt, und sei es nur, weil der Tierarzt (wie bei uns) schon beim ersten Besuch, mit 9 oder 10 Wochen in der Praxis, zu einer Frühkastration geraten hat. Oder ein Nachbar, Bekannter oder ein anderer Hundebesitzer auf den Spaziergängen hat gute Tipps parat, sodass man anschließend selbst verunsichert ist.

Aber was ist eigentlich eine Kastration und was bedeutet diese für unsere Pudelchen?

Grundsätzlich müssen wir zwischen einer Sterilisation und einer Kastration unterscheiden:

Bei der Sterilisation werden die Samenstränge der Rüden, bzw. die Eileiter bei der Hündin durchtrennt oder (teilweise) herausgenommen.

Bei der Kastration werden bei den Rüden die Hoden entfernt, bei der Hündin werden die Eierstöcke und /oder auch die Gebärmutter entfernt. Diese Eingriffe sind zugleich Eingriffe in das Hormonsystem.

Beide Operationen machen den Hund unfruchtbar, allerdings bleibt bei der Sterilisation das Hormonsystem im Gegensatz zur Kastration erhalten. Und genau diese Hormone sind es , die wir uns als Erstes einmal anschauen müssen, um zu verstehen, was sie im Körper bewirken, bzw. was sie nach einer Kastration nicht mehr tun.

Es ist das Zusammenspiel einiger Hormone die zum Beispiel in den Hoden oder bei der Hündin in den Eierstöcken, in der Nebenniere, der Schilddrüse, oder der Hirnanhangsdrüse gebildet werden. Nimmt man nun aus diesem System einen dieser „Bausteine“ heraus, läuft alles andere auch nicht mehr nach Plan. Denn keines der anderen Organe übernimmt die Aufgabe des nun fehlenden!

Da bei Rüden das Testosteron hauptsächlich in den Hoden gebildet wird, ist dies doch mal ein ganz gutes Beispiel, um zu zeigen wie genau die Hormone zusammenspielen. Bei uns Frauen und bei unseren Hündinnen wird es übrigens in den Eierstöcken gebildet, hat aber eine andere Wirkungsweise und Konzentration dies nur mal so am Rande 😉

Das Testosteron ist ein Gegenspieler des Cortisol. Dies ist uns vielleicht besser bekannt als Cortison, dass bestimmt der eine oder andere von uns schon einmal vom Arzt verschrieben bekommen hat. Testosteron wird zu 95% in den Hoden gebildet und steuert mit weiteren Hormonen, die in der Hirnanhangdrüse gebildet werden, das Sexualverhalten. Cortisol wiederum verhindert z.B. in hoher Konzentration die Gedächtnisbildung, macht depressiv, unterdrückt das Immunsystem, den Zugriff auf das Gedächtnis und ist wichtig für die Stoffwechselregulation. Eine Überproduktion von Cortisol kann andere Organe schädigen und die Selbstregulation des Körpers beeinträchtigen. Es wird in der Nebennierenrinde gebildet. Das Verhältnis dieser beiden Hormone ist für unsere Gesundheit und auch die unserer Hunde von großer Bedeutung.

So, vielleicht könnt Ihr Euch jetzt vorstellen, dass das Eingreifen in solche komplexen Vorgänge nicht mal so eben durcheinandergebracht werden sollte.

Hier nun einige Risiken einer Kastration:
Der Grundstoffwechsel verringert sich, in Folge dessen geht sie Zellatmung zurück. Der Hund nimmt schneller zu, was wiederum zu Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen, vermehrter Harnsteinbildung, gestörter Wundheilung, Anfälligkeit für Hauterkrankungen und chronische Gelenkerkrankungen führen kann. Zusätzlich kann es, gerade bei Hündinnen, zur Inkontinenz kommen. Bei Hündinnen wird nicht selten auch die Begründung gegeben, dass bei einer Kastration das Risiko an Gesäugekrebs zu erkranken minimiert wird. Es gibt zu dieser Aussage bislang keine Studien , die belegen, dass zwischen Kastration / nicht Kastration und Gesäugekrebs ein Zusammenhang besteht.

Bei beiden Geschlechtern ist zu beobachten, dass die Unterwolle stärker wächst und das Fell oftmals stumpf wird. Manchmal kann es auch zu kahlen Stellen kommen. Auch Depressionen spielen eine große Rolle:
Natürlich ist es ein schlagendes Argument, dass der Hund nach einer Kastration ruhiger wird. Aber jeder Mensch, der nur noch lustlos in der Ecke liegt und sich für nichts mehr interessiert, macht sich doch auf den Weg zu seinem Arzt! Und was bekommt er in den meisten Fällen? Antidepressiva!

Und unseren Hunden wollen wir das zumuten? Es gibt auch triftige Gründe für eine Kastration, wie z.B. eiterige
Gebärmutterentzündungen oder Krebserkrankungen. Aber diese machen ja bei weitem nur einen kleinen Teil der kastrierten Hunde aus, die uns so begegnen.

Auch das Tierschutzgesetzt sagt im §6: „(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres (…)“.
Erlaubt sind medizinische Eingriffe in den Körper eines Tieres, also etwa eine Kastration, im Einzelfall nur dann, wenn eine tierärztliche Indikation vorliegt.

Na also!
Ganz ehrlich, sollte man mit diesem Thema wirklich so leichtfertig umgehen?
Oder sollte man doch hinterfragen, warum es so läuft wie es läuft und an Erziehungsproblemen ehrlich arbeiten und sie aus der Welt schaffen? Oder sollte man wirklich zack zum Skalpell greifen?

Denn: EINMAL WEG IST UND BLEIBT WEG!!!!!

Und ein gutes Erziehungstraining verändert so viel und macht Freude.

Ich glaube zudem auch dass niemand von uns auf die Idee kommen würde eines unserer Kinder, in der Pubertät, kastrieren zu lassen. Dies hört sich jetzt bestimmt sehr hart an, aber als Mutter von 3 Kindern weiß ich wovon ich rede und habe noch so viele Situationen vor Auge in denen ich sie an die Wand hätte nageln können oder gar zur Adoption hätte freigeben können Auch wenn schlaue Leute meinten „ das gibt sich wieder ““, denkt man NEIN………NIEMALS!!!!!!

Und rückblickend kann ich sagen: Doch es gibt sich! Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, da mein kleinstes Monster jetzt schon 17 wird, wir haben das Schlimmste überstanden. Wir sind durch Höhen und Tiefen gegangen, haben graue Haare bekommen, viel Zeit, Verständnis, Erklärungen und Liebe in das ganze Geschehen gepackt und mittlerweile sage ich , dass wir sie doch zu gut erzogenen jungen Erwachsenen gemacht haben.

Und ja, wir sind auch bei unseren Hunden manchmal an dem Punkt angelangt wo aussetzen, Tierheim oder sonstiges kurz durch unsere Köpfe geisterten. Aber mit Training, Konsequen, Ruhe und auch einer dicken Portion Liebe kamen wir auch bei ihnen zum gewünschten Erfolg. Und das ganz ohne Kastration!!!!! Wäre auch blöd sonst hätte der Eine oder Andere kein kleines Fellmonster von uns bei sich rumlaufen!

Quelle: Sophie Strodtbeck, Kastration und Verhalten beim Hund

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